Ja, so soll es sein. Ein wundervoller Fluss mit schnellen und ruhigen Stücken, ein hinreissender Wasserfall und am Ende ein schöner Platz, wo das Didgeridoo übers Wasser klingt! Wenn man da doch am Abend einfach im Zelt wegschlafen könnte ... . Nix da, erst wird der Tagesbericht geschrieben.

Das geht jetzt auch, denn der nette Campingplatzwart lud meinen Commi mit seinem Ladegerät auf, nachdem meins am schweizer Stromanschluss nicht wollte. Hoffentlich lags daran, sonst kriege ich ernsthafte Akkuprobleme, wenn mein Ladegerät nicht mehr geht. Zwei Akkus waren schon leer, das Schreiben frisst doch mächtig Strom.

In Schaffhausen war es trotz Flussführer und Karte nicht ganz leicht die richtige Ausstiegsstelle zu finden. Man muss zwei Durchfahrtverbotsschilder ignorieren und dann kurz hinter der ersten Autobrücke links aussteigen. Hab die Stelle fotografiert und werd den Flussführerverlag über den Fehler informieren.

So begann dann also meine Überwindung des Rheinfalls!

Kleine Lektion in Sachen Wandern mit dem beladenen Kajak: Paddelschuhe aus, Turnschuhe an. Ein Seil auf die richtige Länge gebracht hilft sehr beim Ziehen des Bootes. Wichtig auch die richtige Gewichtsverteilung auf dem Bootswagen, sonst kriegt man lange Arme oder das Boot schlägt hinten dauernd runter. Auf kurzer Strecke mag das alles nicht so wichtig sein, aber vor mir liegen 5 Kilometer! Fröhlich ziehe ich also gut vorbereitet los. Schon nach wenigen Metern quietscht der Bootswagen herzergreifend. Na, das kann ja heiter werden! Nach 1 1/2 Kilometern halte ich und - wie ich fürchte - die Bewohner des Dörfchens Flurlingen es nicht mehr aus. Kurzerhand wird das Boot aufgebockt und die Räder abmontiert. Wie vermutet sind die Achsen knochentrocken. Also suche ich meine Butter aus den Tiefen des Bootes. Die war schon vorgestern geschmolzen und hat oben eine schöne Fettschicht. Damit schmiere ich die Achsen kräftig ein. Nach dem erneuten Losfahren gratuliere ich mir zu der Aktion. Mit einem fast lautlosen Boot hinter mir macht die Wanderung schon richtig Spaß.

Schwierig wird’s nochmal in der Nähe des Rheinfalls. Der Fußweg geht steil hinauf - ächz, gut, dass ich das Seil habe. Dann geht es wieder steil bergab. Das steilste Stück gehe ich nach links runter zu einer Aussichtsplattform, wo ich den Rheinfall und ein Eis genieße. Dummerweise geht’s hier aber nur mit engen Treppen weiter runter. Nichts für mich und mein 60 Kilo schweres und 5,20 Meter langes Boot. Also dieses höllische Stück wieder rauf und den Rollweg gefunden. Auf dem ganzen Stück sind eine Menge Schulklassen und Touristen unterwegs und wundern sich natürlich über diesen Typ mit seinem Boot. Aber ich will doch nur wieder zum Wasser! Den Vogel schießt ein Tourist ab, der mich beim Einsetzen fragt, ob ich denn noch weiter zum Bodensee fahre!

Der Rheinfall war jedenfalls ein großartiger Anblick. Natürlich frage ich mich, wie wahrscheinlich jeder Paddler, wie es wohl wäre ihn zu fahren. Es bleibt bei der Frage ... . Diesen Wassermassen, die sich an den riesigen Felsen schäumend brechen, sollte man sich wirklich nicht ausliefern. Schade, dass kurz vor dem besten Blick meine Kameraakkus schlapp machten. Aber Bilder vom Rheinfall finde ich ja im Netz genug.

Nach den anschließenden, wunderschönen Rheinschleifen, die mit ihrer Geräuschkulisse wieder stark an Urwald erinnern, kommen die drei Staustufen von Rheinau. Mit Hilfe der Tips im Flussführer war der erste elektrische Bootswagen leicht gefunden. Diese Dinger sind klasse! Man fährt mit dem Kajak auf den ferngesteuert ins Wasser gelassenen Bootswagen und wird dann im Boot sitzend auf die andere Seite gefahren, wo man gleich weiterpaddeln kann. Ich musste vor Freude vor soviel Bequemlichkeit lachen, wie ich da im Boot über drei Wehre gefahren wurde. Ein Gruß an die freundliche Bediendame, die mich über ihre Kameras jeweils kommen gesehen hatte, und weiter geht's auf dem nun wieder fließenden Rhein nach Flaach. Dort ist nach 24 Kilometern für heute Schluss. Eine bequeme Ausstiegsstelle liegt etwas versteckt am Campingplatz. Ich schlage gleich daneben mein Zelt auf und mache mir etwas Leckeres aus der Dose zum Essen.

Morgen soll es mal wieder mehr Strecke sein, mal sehen, zu was ich aufgelegt bin.